Ganzheitliche Schulentwicklung als Praxis
Modell digitaler Schulentwicklung für Grundschulen
Auf Basis der Ergebnisse einer Delphi-Studie (Autenrieth 2025), wurde ein Schulentwicklungsmodell an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd entwickelt, das auf die spezifischen Bedürfnisse von Grundschulen eingeht.
🎧 Audio-Überblick über das Modell und warum es so wichtig ist, Partizipation und Haltung in der digitalen Schulentwicklung für eine zukunftsorientierte Grundschule mitzudenken:
Partizipation als komplementäre Erweiterung
Die Delphi-Studie adressiert die komplexen, systemischen Herausforderungen, vor denen Grundschulen und Bildungssysteme im Kontext sich beschleunigender Wandlungsprozesse heute stehen und untersuchte, welche zentralen Kompetenzen, Haltungen und Governance-Strukturen Expert:innen aus den Bereichen Schulentwicklung, Educational Leadership, Digitalität in Bildungskontexten und Grundschulpädagogik als entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von digitalen Schulentwicklungsprozessen an Grundschulen identifizieren.
Die befragten Expert:innen zeigen eine deutliche Präferenz für eigeninitiierte Entwicklungsprojekte aus der Schulgemeinschaft gegenüber formaler Gremienarbeit. Dies verdeutlicht, dass demokratische Teilhabe als eigenständige Entwicklungsdimension konzeptualisiert werden kann. Diese Partizipationsentwicklung komplementiert die Kooperations- sowie Organisationsentwicklung durch ihren spezifischen Fokus auf Mitgestaltung und geteilte Verantwortung. Die hohe Bewertung gemeinsamer Entscheidungsfindung unterstreicht, dass Partizipation als Querschnittsfunktion alle anderen Dimensionen durchdringt und deren Wirksamkeit erhöht.
Distributed Digital Leadership als orchestrierende Meta-Ebene
Die Expert:inneneinschätzungen identifizieren Distributed Digital Leadership als zentrale Orchestrierungsebene, die die koordinierte Entwicklung aller Dimensionen ermöglicht. Die Priorisierung partizipativer Führungskonzepte („Führung bedeutet, andere stark zu machen“: 93% Zustimmung) und visionärer Gestaltung spezifiziert, wie die im Modell angelegte ganzheitliche Entwicklung praktisch realisiert werden kann.
Geteilte Verantwortung erweist sich als Meta-Dimension, die nicht parallel zu den anderen Dimensionen steht, sondern deren koordinierte Balance orchestriert und dabei sowohl distributive als auch visionäre Führungsaspekte integriert.
Grundschulspezifische Akzentuierung der Zielebene
Für die Grundschule zeigen die Expert:innenperspektiven eine spezifische Akzentuierung der Zielebene: Die Expert:innen priorisieren grundlegende Kulturtechniken deutlich vor spezifischen Kompetenzen für eine digital geprägte Welt. Diese Priorisierung reflektiert die entwicklungsspezifischen Besonderheiten der Grundschulphase und legt nahe, dass die Befähigung der Kinder zu Gestalter:innen der Zukunft als primäres Entwicklungsziel verstanden wird. Kultur- und Haltungswandel erweisen sich dabei als grundlegende Voraussetzungen, während sowohl grundlegende Kulturtechniken als auch Förderung von Kompetenzen für eine digital geprägte Welt als komplementäre Bausteine der Gestaltungsfähigkeit begriffen werden.
Haltungsarbeit als Fundament der Interdependenz
Haltungsarbeit erweist sich als durchgängiges Entwicklungsprinzip, das die im Modell angelegte Interdependenz der Dimensionen erst praktisch ermöglicht. Ein hoher Konsens zur Aussage „Ohne Haltungsänderung keine nachhaltige Veränderung“ spezifiziert, dass die systemische Verschränkung der Dimensionen eine gemeinsame professionelle Grundhaltung voraussetzt, die Experimentierfreude, Kollaboration und Gestaltungsorientierung umfasst. Hieraus ergibt sich das erweiterte Modell digitaler Schulentwicklung für Grundschulen, das Kinder als Gestalter:innen der Zukunft ins Zentrum stellt.